Blutzuckermessgerät

So verbessern Sie Ihre Therapie bei Diabetes

Die regelmässige Blutzuckermessung bei Diabetes kann das Risiko für Herzinfarkt, Schlafanfall und Erblindung um 50% senken und sorgt dafür, dass Ihre Therapieziele erreicht werden können. Wie kann man seine Blutzuckerwerte zuverlässig selber messen und was sollte dabei beachtet werden?
Die regelmässige Blutzuckermessung bei Diabetes kann das Risiko für Herzinfarkt, Schlafanfall und Erblindung um 50% senken und sorgt dafür, dass Ihre Therapieziele erreicht werden können. Wie kann man seine Blutzuckerwerte zuverlässig selber messen und was sollte dabei beachtet werden?

Die Selbstkontrolle des Blutzuckerspiegels ist für die Anpassung der Insulindosis von grosser Bedeutung. Man setzt dabei auf ein leicht bedienbares Blutzuckermessgerät, welches schnell ein zuverlässiges Messergebnis liefern kann. Bei Blutzuckerwerten geht es um den Zuckergehalt (Glukoseanteil) im Blut, der sich abhängig von den Mahlzeiten und körperlichen Belastungen verändern kann. Es wird gemessen, wie viel Glukose im Blut in gelöster Form vorhanden ist und die Ergebnisse werden in „Milligramm pro Deziliter“ (mg/dl) oder „Millimol pro Liter“ (mmol/l) angegeben.

Eine Kapillarblutmessung ergibt punktgenaue Werte und ist die bekannteste Methode der Blutzuckermessung, welche von einem Diabetiker auch selbst durchgeführt werden kann: man pikst mit einer Stechhilfe in die Fingerkuppe, gewinnt einen Blutstropfen, trägt diesen auf einen in ein Messgerät eingelegten Teststreifen auf und bekommt das Ergebnis nach ein paar Sekunden. Zu den Nachteilen dieser Methode gehört es, dass man solcherweise nur einzelne Werte bekommt, wobei Blutzuckerschwankungen dazwischen unentdeckt bleiben. Ausserdem kann eine fehlerhafte Handhabung die Ergebnisse beeinträchtigen und häufiges Blutzuckermessen kann schmerzhaft und lästig sein.

Neben dieser klassischen Blutzuckermessmethode gibt es neue Mess-Systeme, welche den Glukoseanteil kontinuierlich messen können, ohne Blutgefässe zu verletzen. Diese Systeme lassen den Glukoseverlauf besser unter Kontrolle halten und sind unter dem Begriff „Continuous Glucose Monitoring” (CGM) bekannt. Ein wenige Millimeter langer, dünner Sensorfaden wird in der Regel am Oberarm eingestochen und aufgeklebt und misst etwa alle fünf Minuten den Zuckergehalt im Unterhautfettgewebe. Man muss sich dabei etwa alle sechs bis zehn Tage einen neuen Sensor setzen. Ein solches Blutzuckermesssystem verfügt über einen Transmitter, welcher die Werte an ein Empfangsgerät (oft an ein Smartphone) funkt, wo man den Zuckerverlauf beobachten kann. Zu den Vorteilen von CGM zählt es, dass man untere und obere Blutzuckergrenzwerte individuell festlegen kann. Sobald diese Grenzwerte überschritten werden, ertönt ein Alarm. So lässt sich die Therapie besser anpassen.



Ähnlich wie ein CGM-System funktioniert das „Flash Glucose Monitoring” (FGM). Hier muss man aber einen Scanner (oder sein Handy) als Lesegerät an den Sensor halten, um die aktuellen Zuckerwerte sehen zu können. Das Scannen funktioniert auch durch dickere Kleidung hindurch. Der Sensor wird alle zwei Wochen gewechselt. Dieses System ist besonders praktisch für Diabetiker, die mehrmals täglich Zuckerwerte messen müssen, um ihre Insulintherapie selber steuern zu können. In beiden Systemen (CGM und FGM) kann der Sensor auch beim Baden, Duschen und Schwimmen und ganz kurz in Sauna getragen werden.

Es gibt auch das Langzeit-CGM. Bei diesem System wird der Sensor von einem geschulten Arzt unter die Haut am Oberarm eingesetzt. Die Sensor-Kapsel verbleibt unter der Haut im Laufe von 180 Tagen. Auf die Haut wird der Transmitter platziert, welcher die gemessenen Glukosewerte an ein Empfangsgerät (in der Regel ein Smartphone) weiterleitet. Fällt oder steigt der Blutzucker zu stark, vibriert der Transmitter und auch das Smartphone gibt das Warnsignal ab. Der Transmitter lässt sich zwischendurch entfernen, was von Vorteil für Menschen ist, die länger ins Wasser oder in die Sauna wollen oder die Pflaster nicht gut vertragen.

Es gibt zahlreiche Faktoren, welche die Aussagekraft des Ergebnisses beeinflussen können. Hier finden Sie die besten Tipps, die man bei einer Blutzuckermessung beachten sollte.

  • Wie einfach und selbstverständlich es auch klingen mag: lesen Sie die Gebrauchsanweisung vor dem ersten Gebrauch Ihres Blutzuckermessgerätes und machen Sie sich mit Ihrem Gerät vertraut.
  • Waschen Sie Ihre Hände mit einer milden Seife oder Waschlotion gründlich vor der Messung und trocknen Sie die Hände mit einem Tuch ab. Sonst können Spuren vor Creme oder Zucker (zum Beispiel von Obst) oder auch Feuchtigkeit die Ergebnisse verfälschen. Achten Sie darauf, dass Ihre Seife keine Zutaten wie Honig oder Karamell enthält.
  • Unmittelbar vor der Blutentnahme können Sie Ihre Hand leicht massieren oder schütteln, um die Durchblutung zu fördern. Den ersten Blutstropfen sollten Sie abwischen, da er Gewebeflüssigkeit enthalten kann, welche die Blutprobe verdünnt und den Wert verfälscht. Aus diesem Grund sollten Sie auch starkes Quetschen des Fingers vermeiden, sonst tritt Zellflüssigkeit aus. Halten Sie den Teststreifen an den Blutstropfen, bis genug Blut angesogen wird.
  • Die Lanzette darf für die Blutentnahme nur einmal verwendet werden, sonst besteht die Gefahr einer Infektion. Wechseln Sie die Entnahmestellen und stechen Sie etwas seitlich an der Fingerbeere, wo es weniger Schmerzrezeptoren gibt und die Blutgefässe dichter sind. Für die Blutentnahme eignen sich Mittel-, Ring- oder kleiner Finger am besten.
  • Nach der Messung sollten die Hände mit einer feuchtigkeitsspendenden Handcreme versorgt werden, um die strapazierte Haut zu pflegen und Infektionen vorzubeugen, da für Diabetes melitus eine schlechte Wundheilung charakteristisch ist.
  • Führen Sie ein Blutzucker-Tagebuch. Die dokumentierten Werte helfen, ihre Therapie anzupassen. Sie können ein schriftliches Diabetestagebuch führen, es gibt aber auch Blutzucker-Apps für Smartphones. Blutzuckermessgeräte speichern die Werte in der Regel automatisch.
  • Lagern Sie die Teststreifen nie lose, sondern immer in der Originaldose, wo diese vor Feuchtigkeit und Verschmutzungen geschützt sind. Verwenden Sie die heruntergefallenen Streifen nicht mehr. Achten Sie auf das Verfallsdatum. Das alles trägt dazu bei, dass die Teststreifen keine falschen Werte liefern.
  • Da Blutzuckermessgeräte temperaturempfindlich sind, kann es unterhalb von 4 °C und oberhalb 30 °C zu Messfehlern kommen. Bei grosser Kälte etwa in einem Skiurlaub tragen Sie Ihr Gerät und Ihre Teststreifen in einer Innentasche. Bei grosser Hitze sollten diese in einem kühlen Raum aufbewahrt werden. Falls Sie Ihre Mess-Utensilien in einem Kühlschrank lagern, warten Sie vor der Messung, bis sie sich wieder auf Zimmertemperatur erwärmt haben.
  • Beachten Sie, dass einige Medikamente das Ergebnis verfälschen können. Dazu zählt das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (falls mehr als ein Gramm ein bis zwei Stunden vor der Messung eingenommen wird).
  • Der Sensor des Blutzuckermessgeräts kann grundsätzlich an denselben Körperstellen angelegt werden, welche zur Insulininjektion geeignet sind: am Bauch, Gesäss, Oberschenkel und an der Rückseite des Oberarms. Beachten Sie aber die Gebrauchsanweisung für eine genauere Messung.
  • Legen Sie den Sensor nie an Narbengewebe an. Achten Sie auch darauf, dass die Messergebnisse durch Gürtelschnallen, Piercings und Sicherheitsgurte beeinträchtigt werden können.
  • Da die Sensoren wasserdicht sind, können Sie schwimmen, baden und duschen, ohne diese zu entfernen. Jedoch kann sich das Pflaster im Wasser lösen. Es ist daher empfehlenswert, den Sensor zusätzlich mit einem wasserdichten Pflaster zu fixieren.
  • CGM-Empfänger sind in der Regel nicht wasserdicht. Bei Bedarf können Sie diesen mitnehmen, falls der Empfänger mit einer wasserdichten Tasche geschützt wird. Beachten Sie, dass die Funkwellen des Senders im Wasser nur eingeschränkt übertragen werden, was zu Störungen bei der Aufzeichnung führen kann.
  • CGM-Geräte messen den Glukosewert im Unterhautfettgewebe und nicht im Blut. Hier sollte beachtet werden, dass dieser Wert dem aktuellen Blutzuckerwert um ca. 10 Minuten hinterherhinken kann. Man sollte das bei Blutzuckermessung nach dem Essen oder Sport berücksichtigen, wo es zu raschen Veränderungen des Blutzuckerspiegels kommen kann.
  • Alle 3 bis 6 Monate sollte das CGM-Blutzuckermessgerät mit einem Laborgerät in der Schwerpunktpraxis verglichen werden, um seine Präzision zu überprüfen.
Jeder kann die Blutzuckermessung beherrschen, um einen besseren Überblick über seine Glukosewerte zu haben. Blutzuckermessgeräte bieten mehr Sicherheit im Alltag!

editorial.facts

  • Der Tech-Gigant Apple forscht an einer Methode, welche den Insulinspiegel über den Körpergeruch feststellen lässt. Dieses neue Verfahren könnte künftig in die Apple-Watch integriert werden.
  • Laut einer belgischen Studie ist die Abweichung der Messgenauigkeit eines FGM-Sensors, welcher am Bauch getragen wird, circa 19%. Dieser Sensor sollte daher für präzisere Angaben am Oberarm oder am Oberschenkel getragen werden.
  • Der Blutzuckerwert im nüchternen Zustand sollte von 60 bis 100 mg und zwei Stunden nach dem Essen unter 140 mg pro Deziliter Blut betragen. Ist der Wert nach der Nahrungsaufnahme höher als 200 mg je Deziliter, spricht man von einer Hyperglykämie, welche auf die Diabetes melitus hinweisen kann.

Wie messen Sie Ihre Blutzuckerwerte?

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